Barrierefreies Bauen ist durch Gesetze und Normen in Deutschland längst gängige Praxis. Doch viele verbinden damit noch immer höhere Kosten, kurzfristige Umbaumaßnahmen bei akuten Pflegefällen und ein Nischenthema für die ältere oder mobilitätseingeschränkte Bevölkerung. Warum diese Vorurteile überholt sind, stellen wir Ihnen in 5 Fakten über barrierefreies Bauen vor.
1. BARRIEREFREIHEIT BETRIFFT UNS ALLE
Etwa 10% der Bevölkerung sind aufgrund von Einschränkungen zwingend auf eine barrierefrei zugängliche Umwelt angewiesen. Aber auch für weitere 30 bis 40% ist Barrierefreiheit im Alltag wichtig, wie das Wirtschaftsministerium publiziert hat.
Dazu gehören vorübergehend erkrankte und verletzte Personen, Eltern mit Kinderwagen, Reisende oder Berufstätige mit schwerer Last, Familien mit kleinen Kindern und ältere Menschen.
Unabhängig davon ist es auch für nicht beeinträchtigte Personen angenehm, sich in einem barrierefreien Raum zu bewegen. Denn dort können Einkäufe bequem ebenerdig oder über Aufzüge transportiert werden, es gibt keine Stolperfallen und ein Miteinander mit Menschen mit Beeinträchtigungen ist problemlos möglich.
2. BARRIEREFREIHEES BAUEN BEZIEHT SICH NICHT NUR AUF SCHWELLENLOSIGKEIT
Für manche Personengruppen ist die Barrierefreiheit eine zwingende Grundvoraussetzung zur gleichberechtigten Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Deshalb werden diese auch besonders in den deutschen Gesetzen und Normen geschützt.
Hierzu gehören nicht nur Menschen mit Geh-Behinderungen, auch wenn diese meist stellvertretend dargestellt werden. Auch andere Einschränkungen zählen dazu, wie beispielsweise Greifbehinderungen, Sehbehinderungen, Hörbehinderungen, Lernbehinderungen oder chronische Erkrankungen.
Wer eine Teilhabe für alle Menschen möchte, muss in der Planung diese verschiedenen Perspektiven mitberücksichtigen. Auch hier gilt: von einer durchweg barrierefreien Umgebung profitieren am Ende Alle.
3. DER BEDARF AN BARRIEREFREIEN WOHNUNGEN IN DEUTSCHLAND IST ENORM
Nur 2 % aller Wohnungen und Einfamilienhäuser in Deutschland sind annähernd barrierefrei, hat das statistische Bundesamt ermittelt. Das betrifft in erster Linie Altbauten, aber auch bei Neubauten ab 2000 sind immer noch zwei Drittel nicht stufenlos zugängig. Aktuell gibt es daher noch eine Versorgungslücke von 2,4 Mio. altersgerechten Wohnungen, schätzt die KfW-Bank. Und damit wäre noch immer kein breites Angebot geschaffen.
Dazu kommt: Angebot und Nachfrage von Wohnraum passen nicht immer perfekt zusammen. Obwohl immer mehr Menschen für sich selbst barrierearm bauen, leben nur 4% der pflegebedürftigen Haushalte auch in einer barrierearmen Wohnung. Für diese Bedarfe ist es wichtig, Bestandsbauten zielgerichtet und konkret für die jeweiligen Bewohnerinnen und Bewohner umzubauen.
4. BARRIEREFREIES BAUEN MUSS NICHT TEUER SEIN
Wer sein Zuhause barrierefrei (um)bauen möchte, hat viele Möglichkeiten, finanzielle Unterstützung zu erhalten. So unterstützt die KfW-Bank mit Investitionszuschüssen für den Abbau von Barrieren oder den Kauf von umgebautem Wohnraum sowie mit günstigen Krediten für altersgerechte Umbauten.
Auch regionale Förderungen sind möglich, wie das Bayerische Wohnraumförderungsgesetz (BayWoFG). Hier werden zins- und tilgungsfreie Darlehen für bauliche Maßnahmen im Bestand vergeben. Zu weiteren Fördermöglichkeiten auf Landesebene gibt die Förderdatenbank Auskunft.
Weitere Anlaufstellen können die Pflegekassen, die Berufsgenossenschaften und diverse Stiftungen sein. Es empfiehlt sich daher, sich vor Baubeginn umfassend zu informieren und beraten zu lassen.
Übrigens: Die Trendstudie 2019 von bfb barrierefrei hat ergeben, dass sich Sorgen vor Mehrkosten für barrierefreies Wohnen bei Neubauten in der Regel als unbegründet herausstellen. Wichtig ist hier vor allem: früh und professionell planen!
5. BARRIEREFREIES BAUEN LOHNT SICH FINANZIELL
Eventuell anfallende Mehrkosten beim Neubau oder Umbau einer Immobilie zu barrierefreiem Wohnraum lohnen sich dennoch wirtschaftlich für alle Beteiligten.
Für Eigentümer bedeutet eine barrierefreie Wohnung, dass sie besser vermarktbar ist, weil sie für Menschen mit Behinderung erst infrage kommt oder auch Interessierte ohne Einschränkungen die Flexibilität und die großzügigen Grundrisse schätzen. Bei Verkauf und Vermietung können hier höhere Preise erzielt werden. Barrierefreiheit ermöglicht außerdem eine langfristigere Nutzung der Wohnung bis ins Alter, was wiederum für Eigentümer und Vermieter finanzielle Vorteile mit sich führt.
Für Selbstnutzer bedeutet eine barrierefreie Einrichtung längere Unabhängigkeit von Mitmenschen, Pflegepersonal oder sogar einem Pflegeheim. Die Wahrscheinlichkeit für Verletzungen im Haushalt sinkt, da beispielsweise Stolperstellen entfallen. Auch dadurch ist es den Bewohnern möglich, länger gesund die Immobilie zu bewohnen.
Auch Sie möchten Ihr Projekt barrierefrei bauen? Wir unterstützen Sie gerne mit Planung und Beratung!